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Re: Thoughts on Word building

From:Carsten Becker <naranoieati@...>
Date:Sunday, December 4, 2005, 19:30
On Sat, 03 Dec 2005, 10:51 PM CET, Gary Shannon wrote:

 > But is there in existence on the web such a list of
 > affix functions?

German has a whole bunch of derivative affixes as well ...
So, if you can understand German, here's something that might
be interesting for you. It's quite much to translate, so I
post this as-is. Note that I also posted this list to the
KUNSTSPRACHEN Yahoo Group some time ago.

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Schäblin, Charlotte: Kurze deutsche Grammatik. Cornelsen
Verlag, Berlin 1965. 6. Auflage, 9. Druck 1994. ISBN
3-454-55801-8.

3.2. Wortbildung durch Ableitung
Die Bedeutung eines Stammwortes wird dadurch verändert, daß
dem Wort Silben vorangestellt oder angehängt werden. Eine
weiter Möglichkeit ist die Änderung des Stammvokals (vgl.
Ablaut; 2.2.3.4).

3.2.1. Ableitung durch Präfixe (Vorsilben)
Folgende Silben, die aus früher selbständigen Wörtern
entstanden, sind an der Bildung von Substantiven,
Adjektiven und Verben beteiligt:

ant-     bedeutet ursprünglich "entgegen". Beispiel:
         _antworten_. In der heutigen Bedeutung ist dies
         vielfach nicht mehr zu erkennen. Beispiel:
         _Antlitz_.
         Tragen die Wörter den Ton nicht auf der ersten
         Silbe, schwächt sich ant- zu ent- ab. Beispiele:
         _Entscheidung, entkommen, entflammen_.

be-      bezeichnet die Richtung, die Einwirkung oder die
         Zugehörigkeit. Beispiele: _beachten, betrachten,
         beschatten, bedrücken_. (Siehe ge-.)
         Das Präfix be- kann aus intransitiven Verben
         transitive machen. Beispiel: _in dem Haus wohnen_
         -- _das Haus bewohnen_

erz-     stammt aus dem griechischen Wort archi- und
         verstärkt die Grundbedeutung. Beispiele: _Erzengel,
         Erzbösewicht, erzfaul_. Nicht mehr erkennbar ist
         die Silbe in _Arzt_, das "Oberheilkundiger"
         bedeutet.

ge-      bezeichnet eine Zusammengehörigkeit,
         Vollständigkeit, den Abschluß einer Handlung.
         Beispiele: _Geschwister, Geflügel, Gefieder,
         Gedanke, Gericht, gelehrig, geneight, getreu,
         gewinnen, gerinnen_.

miß-     hat einen tadelnden Sinn. Es bezeichnet etwas
         Verkehrtes, Verfehltes. Beispiele: _Mißtrauen,
         Mißernte, mißvergnügt, mißliebig, mißgönnen,
         mißachten_[1]

un-      bezeichnet eine Verneinung, eine Negation.
         Beispiele: _Unlust, Unrat, Unkraut, unlustig,
         unbeliebt, unklar_. Es kann aber auch eine
         Verstärkung ausdrücken. Beispiele: _Unmenge,
         Unsummen, unzählbar_.
         _Untiefe_ kann bedeuten: "eine flache Stelle", wenn
         es abgeleitet wird aus "nicht tief"; "eine sehr
         tiefe Stelle", wenn es als Verstärkung der Tiefe
         gebraucht wird.

ur-      Grundbedeutung: "aus, hervor", "ursprünglich"; es
         kann auch verstärkend benutzt werden. Beispiele:
         _Urbild, Urahne, Urwald, uralt, urgemütlich_.
         Bei Verben schwächt sich das Präfix zu er- ab und
         kennzeichnet den Beginn eines Geschehens oder die
         Erreichung eines Zweckes. Beispiele: _erblühen,
         erlauben, erkennen, ermorden_.

ver-     Grundbedeutung: ursprünglich "vorbei", "weg",
         "heraus", bezeichnet "Entgegengesetztes,
         Verschiedenes, Verschlechtertes". Beispiele:
         _verlernen, verbieten_. Es erscheint auch als
         Abschwächung in _verarmen, verödet, vergehen_. Es
         erscheint als Abschluß einer Tätigkeit in
         _verjagen, versagen_.

zer-     hat die Bedeutung der Trennung. Beispiele:
         _Zerfall, Zerwürfnis, zerbrechlich, zerstören,
         zerreißen_.


3.2.2. Ableitung durch Suffixe (Nachsilben)

3.2.2.1. Ableitung von Substantiven durch Suffixe
Die heutigen Suffixe gehen auf frühere Bildungen zurück.

a) Suffixe, die früher selbständige Wörter waren

   -heit     bedeutet "Bild, Gestalt, Wesen, Weise", heute
             erkennbar in _Gottheit, Kindheit, Krankheit,
             Blindheit, Hoheit_ usw.

   -keit     bedeutete früher das gleiche wie -heit.
             Zunächst erschein es als Suffix an Adjektiven,
             die auf -ig endigten. Heute erkennbar in
             _Traurigkeit, Stetigkeit, Selbständigkeit_.
             Aber dann trat es auch zu Adjektiven, die nicht
             auf -ig endigten. So entstanden _Heiterkeit,
             Herrlichkeit_. Diese Erscheinung nennt man
             *Analogiebildung*, d. h. eine Bildung nach dem
             Muster eines Vorbildes, ohne daß jedoch die
             gleichen Bedingungen erfüllt werden. Durch
             Analogiebildung entstanden auch: _Müdigkeit_
             (das Adjektiv heißt "müde", nicht "müdig"),
             _Süßigkeit_ (das Adjektiv heißt "süß", nicht
             "süßig"). Trotzdem wird auch hier das Suffix
             -keit angehängt.

   -schaft   bedeutete "Beschaffenheit und Art" und diente
             auch vielfach zur Bezeichnung von
             Sammelbegriffen. Heute erkennbar in
             _Knechtschaft, Feindschaft, Genossenschaft,
             Gewerkschaft, Leidenschaft, Arbeiterschaft_
             usw.

   -tum      wird benutzt, um zu abstrahieren; oft weist das
             Suffix auch auf den eigentümlichen Zustand oder
             das Wesen einer Erscheinung hin. Beispiele:
             _Reichtum, Brauchtum; Rittertum, Bürgertum_.

b) Suffixe, die keine selbständigen Wörter waren

   -el       diente vielfach zur Bezeichung von Werkzeugen
             und Gebrauchsgegenständen. heute erkennbar in
             _Deckel, Hebel, Schlüssel_.

   -er       kommt von althochdeutsch -ari (lat. -arius) und
             bezeichnet vielfach die Person, die etwas
             ausführt. Beispiele: _Gärtner, Lehrer,
             Schneider_.

   -icht     bedeutete "Vielheit". Heute zu finden in
             _Dickicht, Röhricht_ usw.

   -in       dient heute dazu, die weibliche Form von der
             männlichen zu unterscheiden. Beispiele:
             _Königin, Ärztin, Lehrerin, Schauspielerin_.
             Früher hängte man es auch an Personennamen an.
             Beispiele: _Neuberin, Karschin_. Es ist aber
             auch heute möglich, scherzhaft zu sagen: _liebe
             Müllerin_, wenn der Familienname Müller ist.

   -ing      bezeichnet die Abstammung. Beispiele: Wiking,
             Karolinger.

   -lein / -chen     Beides sind Verkleinerungssilben.
             Früher gebrauchte man in Süddeutschland -lein,
             in Mitteldeutschland -chen. -lein wird manchmal
             dialektmäßig zu -el oder -le zusammengezogen.
             Beispiele: _Männlein_ und _Männchen_,
             _Fischlein_ und _Fischchen_, _Hänsel_ und
             _Hänschen_, _Gretel_ und _Gretchen_, _Häusle_
             und _Häuschen_. Heute werden in der Hochsprache
             die Formen mit -lein und -chen nebeneinander
             gebraucht.

   -ling     ist wahrscheinlich entstanden aus -ing; es
             wirkt heute oft werkleinernd. Beispiele:
             _Däumling, Dichterling_.

   -nis      bezeichnet meist Zustände oder bildet
             Abstrakta. Heute erkennbar in _Erlebnis,
             Erkenntnis, Ergebnis, Wagnis, Fäulnis_ usw.

   -sal      Das Suffix wird auch zu -sel. Beispiele:
             _Trübsal, Labsal, Rätsel, Wechsel_.

   -ung      dient dazu, Substantive und Verben abzuleiten,
             Beispiele: _Heilung, Wandlung, Leistung_; oder
             Substantive von Substantiven, Beispiele:
             _Zeitung, Waldung_. Auch verwendete man es zur
             Bildung von Familien- oder Sippennamen.
             Beispiele: _Niebelung, Amelung_.

c) Suffixe aus fremden Sprachen

   -ei       Die Silbe stammt von der romanischen Endung
             -ia, -ie. Sie tritt im Deutshcen sehr oft auf.
             Beispiele: _Bettelei, Heuchelei, Gärtnerei,
             Reiterei_. Urspränglich wird sie nur an fremde
             Wörter angehängt. Beispiele: _Barbarei,
             Kanzlei_.


3.2.2.2. Ableitung von Adjektiven durch Suffixe

a) Suffixe, die früher selbständige Wörter waren

   -bar      Das Suffix -bar bedeutete ursprünglich "fähig
             zu tragen" und leitete Adjektive von
             Substantiven ab, dann auch von anderen
             Wortarten. Beispiele: _fruchtbar; sonderbar_.
             Werden Adjektive von Verben abgeleitet,
             bezeichnet das Suffix meist eine Möglichkeit:
             Beispiele: _lesbar_ (=kann gelesen werden),
             _genießbar, tragbar_.

   -haft     Das Suffix beduetet "haben, besitzen".
             Beispiele für Adjektive, die von einem
             Substantiv abgeleitet sind: _herzhaft,
             glückhaft_. Beispiele für Adjektive, die von
             Adjektiven abgeleitet sind: _krankhaft,
             boshaft_. Beispiele für Adjektive, die von
             Verben abgeleitet sind: _dauerhaft,
             schmeichelhaft_.

   -lich     bedeutet "Körper, Gestalt". Beispiele für
             Adjektive, die von Substantiven abgeleitet
             sind: _körperlich, weiblich_. Beispiele für
             Adjektive, die von Adjektiven abgeleitet sind:
             _bitterlich, fröhlich, kränklich_. Beispiele
             für Adjektive, die von Verben abgeleitet sind:
             _besinnlich, vergeßlich_.

   -sam      ursprünglich "passend, ähnlich, gleich".
             Beispiele für Adjektive, die von Substantiven
             abgeleitet sind: _arbeitsam, furchtsam_.
             Beispiele für Adjektive, die von Adjektiven
             abgeleitet sind: _langsam, seltsam_. Beispiele
             für Adjektive, die von Verben abgeleitet sind:
             _wachsam, bedeutsam_.

b) Suffixe, die keine selbständigen Wörter waren

   -en, -ern Diese Suffixe dienen der Ableitung von
             Adjektiven aus Stoffnamen. Beispiele: _irden,
             golden; silbern, steinern, stählern_.

   -icht     Im Sprachgebrauch verdrängt die Silbe -ig die
             Silbe -icht. Beispiel für -icht: _töricht_.

   -ig       ist eine sehr häufige Bildungssilbe und
             bedeutet "besitzen". Beispiele für Adjektive,
             die von Substantiven abgeleitet sind: _anmutig,
             sonnig_. Beispiel für Adjektive, die von
             Adjektiven abgeleitet sind: _lebendig_.
             Beispiel für Adjektive, die von Pronomen
             abgeleitet sind _meinig(e)_. Beispiele für
             Adjektive, die von Verben abgeleitet sind:
             _nachlässig, säumig_. Beispiele für Adjektive,
             die von Adverbien abgeleitet sind: _dortig_.
             Beispiel für Adjektive, die von Präpositionen
             abgeleitet sind: _übrig_.

   -isch     Dieses Suffix gibt meist eine Herkunft an.
             Beispiele: _bayrisch, wienerisch_. Manchmal
             wird es tadelnd gebraucht. Beispiel:
             _kindisch_, im Gegensatz zu _kindlich_.

c) Suffixe aus fremden Sprachen

   -lei      stammt aus dem Französischen (altfr. lei =
             Weise). Es bedeutet Art und Weise. Beispiele:
             _allerlei, vielerlei_.

3.2.2.3. Ableitung von Verben durch Suffixe

a) Suffixe, die unselbständig waren

   -en       ist die häufigste Endung, da die früheren
             vollvokalischen Endungen zu -en abgeschwächt
             wurden. Beispiele für Verben, die von
             Substantiven abgeleitet sind: _fischen,
             schirmen_. Beispiele für Verben, die von
             Adjektiven abgeleitet sind: _töten, röten,
             schwärzen_.

   -eln      entstand aus der Endung -en, die an ein
             Substantiv trat, das auf -l endigte. Beispiele:
             _tadeln, radeln, rasseln, lächeln_
             (Analogiebildung). Dazu wird es verkleinernd
             oder abschwächend gebraucht. Beispiele:
             _spötteln, kränkeln, künsteln_.

   -igen     entstand in Analogie zu Formen, bei denen die
             Infinitivendung -en an ein Adjektiv mit der
             Endung -ig angehängt wurde (heil_ig_en).
             Beispiele: _schädigen, beleidigen, beerdigen_.

   -sen/-schen      Diese Suffixe sind selten. Beispiele:
             _grausen, hausen, herrschen, knirschen_.

b) Suffixe aus fremden Sprachen

   -ieren    stammt aus dem Französischen. Beispiele:
             _musizieren, jubilieren_.

3.2.3 Wortbildung durch Änderung des Stammvokals
Bei dieser Art der Ableitung neuer Wörter übernehmen
vielfach Substantive von einem starken Verb den Vokal des
Präteritums oder des Partizips des Perfekts. Beispiele:
_Trieb_ von _trieb_, _Wuchs_ von _wuchs_, _Trank_ von
_trank_, _Trunk_ von _getrunken_, _Band_ von _band_, _Bund_
von _gebunden_; mit einem Vokalwechsel von o zu u: _Zug_
von _zog_, _Fluß_ von _floß_.

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As for my conlang (AFMC), Ayeri certainly lacks derivative
stuff. There's only _-an_ and _-no_ for nouns and
_-(a[r])ya_ for turning adjectives to their opposite
meaning.

Carsten

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Gary Shannon <fiziwig@...>